Regierung gefährdet Entwicklung im Obertoggenburg

Bergbahn-Projekt „Wildhaus 2.0“ ernsthaft in Frage gestellt

Besorgt nimmt die FDP des Kantons St.Gallen den Entscheid des Regierungsrats zur Kenntnis, das Gesuch der Bergbahnen Wildhaus um ein Darlehen für die Erneuerung bestehender Skilifte nicht zu unterstützen. Die Auflagen, welche die Regierung an eine Mitfinanzierung knüpft, sind auf mittlere Sicht hinaus unrealistisch. Mit dem Entscheid werden weitere Erneuerungsinvestitionen in Frage gestellt, was für die Tourismusregion Obertoggenburg gravierende Konsequenzen hat.

St.Gallen, 30. August 2017 | Mit dem Projekt „Wildhaus 2.0“ streben die Bergbahnen Wildhaus eine Neupositionierung des Unternehmens am Markt an. Mit einer konsequenten Ausrichtung auf die Nachfragesegmente Familien  und Gruppen soll die Basis für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft der Wintersportdestination Oberes Toggenburg gelegt werden. Zu diesem Zweck wollen die Bergbahnen Wildhaus in einem ein bereits erschlossenen Gebiet bestehende Anlagen erneuern; unter anderem soll eine kindersichere Sechser-Sesselbahn entstehen. Die Mitfinanzierung dieses Projekts mit 5 Mio. Franken aus Mitteln der Neuen Regionalpolitik des Bundes (NRP) hat die Regierung im Rahmen ihrer Sitzung vom Dienstag nun jedoch abgelehnt. Sie begründet ihren Entscheid damit, dass die touristischen Akteure im Toggenburg heute zu wenig zusammenarbeiten. Konkret erwartet die Regierung von den beiden konkurrierenden Bahnbetreibern der Destination, dass diese ihren Gästen ein gemeinsames Ticket anbieten, ehe weitere Darlehen aus Mitteln des Bundes bzw. des Kantons zur Verfügung gestellt werden.

Einigung unrealistischer denn je

Aus Sicht der St.Galler FDP ist die Begründung der Regierung für den negativen Entscheid nicht stichhaltig. Erstens sind im oberen Toggenburg die Wettbewerbsvoraussetzungen für die konkurrierenden Bahnbetreiber grundsätzlich gegeben, selbst wenn die involvierten Unternehmen verschiedene Strategien verfolgen. Zweitens scheint es zweifelhaft, dass sich die betroffenen Unternehmen in absehbarer Zeit auf eine einvernehmliche Lösung verständigen können, zumal die offene Auseinandersetzung zwischen der Bergbahnen Wildhaus AG und den Toggenburg Bergbahnen AG diesen Sommer weiter eskaliert ist. Zu diesem Schluss gelangt auch die Regierung, wie sie in ihrer Medienmitteilung vom Mittwoch explizit festhält. Die Tatsache, dass sich die Fronten zwischen Unternehmensleitungen weiter verhärtet haben und  mittlerweile gar die Weiterführung des bestehenden Tarifverbunds über das Jahr 2019 hinaus offen in Frage gestellt wird, stellt allen Beteiligten ein schlechtes Zeugnis aus. Dies gilt auch für den wenig glücklich agierenden Volkswirtschaftsdirektor Bruno Damann (CVP), der sich in den vergangenen Wochen als informeller Vermittler zwischen den Fronten versucht hat.

Es droht ein Dominoeffekt

Inwiefern politischer Druck von Seiten der Regierung zu einer Entkrampfung der Situation beiträgt, darf zum jetzigen Zeitpunkt stark bezweifelt werden. Für die FDP steht indes fest, dass der Entscheid die übergeordnete wirtschaftliche Entwicklung im oberen Toggenburg infrage stellt, da weitere Erneuerungsprojekte, welche eng an die Investitionen in die Bahnanlagen geknüpft sind, blockiert werden. Unter anderem hat die Ablehnung des Gesuchs indirekte Konsequenzen auf die Realisation des Jugend- und Familienhotel-Projekts (JUFA) in Wildhaus, den weiteren Verbleib des Reka-Feriendorfs sowie die Zukunft vieler KMU-Betriebe, deren Perspektiven eng mit dem Erfolg des Tourismus verbunden sind. Aufgrund der grossen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus droht der strukturschwachen Region Obertoggenburg ein Dominoeffekt, welcher den Steuerzahler auf lange Sicht bedeutend teurer zu stehen käme als das vorliegende Gesuch.